Im Rahmen des Musikfestival Bern 2025 «Kette»
Das Musikfestival Bern ist eines der bedeutendsten Schweizer Festivals für zeitgenössische Musik und stellt jährlich im September Hörgewohnheiten auf den Kopf. In diesem Jahr ist das Festival erstmals im Gaskessel zu Gast und bringt in zwei Produktionen ganz alte und ganz neue Musik auf die Bühne. Am Freitag, 5. September, erinnert das Projekt «Namings» an den transatlantischen Sklav*innenhandel der Kolonialzeit.
Während die spanischen Renaissance-Komponisten wunderbare und vollendete Kirchenmusik schufen, breitete sich das spanisch-portugiesische Kolonialreich aus. Man begann unter grausamsten Umständen Sklav*innen aus Afrika über den Atlantik in die beiden Amerikas zu deportieren. Der in Biel lebende US-amerikanische Komponist und Jazz-Trompeter Jalalu-Kalvert Nelson erinnert in seinen Vokalkompositionen an seine Vorfahr*innen. Im titelgebenden Chorwerk «Namings» ruft er sie an. Er verwebt Begriffe, Namen und Anrufungen verschiedener afrikanischer und karibischer Sprachen und knüpft so Kontakt zu Personen, die damals verschleppt wurden. Auch seine eigene Familiengeschichte verarbeitet Nelson in zwei Vokalwerken und entwirft im kammermusikalischen Liedzyklus «Four Songs / Four Worlds» die Vision eines friedfertigen Dialogs zwischen den Kulturen und Sprachen jenseits kolonialer Machtverhältnisse.
Ergänzt wird das Programm durch einen instrumentalen Kommentar der Komponistin Flurina Zehnder.
Programm
Jalalu-Kalvert Nelson (*1951): «Prologue to SHADOWSBETWEENTHEVOICESBETWEENTHESHADOWS » (2025, UA); «Namings» (1992); «Four Songs / Four Worlds» (2018, UA); «To My-Pre- Present-Post Ancestors» (2024, UA)
Flurina Zehnder (*1997): Neues Werk (2025, UA)
Werke von Juan del Encina (1468–1529), Cristóbal de Morales (1500–1553), Tomás Luis de Victoria (1548–1611) u.a.
Besetzung
Jalalu-Kalvert Nelson, Performance
Nadja Gerber, Trompete
Kunal Tiwari, Posaune
Christian Spitzenstaetter, Bassklarinette
Vokalensemble tempo d’affetto:
Maja Bader, Julia Frischknecht, Vera Hiltbrunner, Sopran
Lucrezia Lucas, Lea Stadelmann, Sarah Widmer, Alt
Emilio Gutiérrez, Bastien Masset, Joël Morand, Tenor
Ahmed Lüthi, Ruben Monteiro, David Zürcher, Bass
Moritz Achermann, Leitung
Michèle Benz, Choreographie/ Dramaturgie
Lola Rosarot, Lichtdesign
Compagnie Merce & John, Konzept und Produktion